Wann muss man winterreifen wechseln?

Emma
Emma
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Der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen ist ein wichtiger Aspekt der Fahrzeugsicherheit und -wartung, der von vielen Autofahrern oft unterschätzt wird. In Deutschland gibt es zwar keine gesetzlich festgelegte Frist für den Reifenwechsel, aber es gibt klare Empfehlungen und Richtlinien, die man beachten sollte.

Die „O-bis-O“-Regel

Eine weit verbreitete Faustregel für den Reifenwechsel ist die sogenannte „O-bis-O“-Regel. Diese besagt, dass man von Oktober bis Ostern Winterreifen fahren sollte. Diese Regel bietet eine grobe Orientierung, ist aber nicht in Stein gemeißelt.

Wichtig zu beachten: Die Wetterbedingungen können von Jahr zu Jahr und von Region zu Region stark variieren. Daher ist es ratsam, sich nicht ausschließlich auf diese Faustregel zu verlassen, sondern auch die aktuellen und prognostizierten Wetterbedingungen zu berücksichtigen.

Temperaturabhängige Empfehlung

Experten empfehlen den Wechsel auf Winterreifen, wenn die Temperaturen dauerhaft unter 7°C fallen. Der Grund dafür liegt in der Beschaffenheit der Reifen:

  • Sommerreifen: Sie sind aus einer härteren Gummimischung gefertigt, die bei warmen Temperaturen optimal funktioniert.
  • Winterreifen: Diese bestehen aus einer weicheren Gummimischung, die auch bei niedrigen Temperaturen flexibel bleibt und so eine bessere Haftung auf der Straße gewährleistet.

Bei Temperaturen unter 7°C verlieren Sommerreifen zunehmend an Griffigkeit, was zu längeren Bremswegen und schlechterem Handling führen kann. Winterreifen hingegen behalten ihre Flexibilität und Haftung auch bei kalten Temperaturen bei.

Regionale Unterschiede beachten

Deutschland ist ein Land mit vielfältigen geografischen Gegebenheiten, von den Küstenregionen im Norden bis zu den Alpen im Süden. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den klimatischen Bedingungen wider, was Auswirkungen auf den optimalen Zeitpunkt für den Reifenwechsel hat:

  1. Küstenregionen: In den nördlichen Küstengebieten kann das Klima oft milder sein, sodass der Wechsel auf Winterreifen möglicherweise etwas später erfolgen kann.
  2. Mittelgebirge: In Regionen wie dem Harz, dem Schwarzwald oder dem Erzgebirge können die Temperaturen früher fallen und Schneefall ist wahrscheinlicher. Hier sollte man tendenziell früher wechseln.
  3. Alpenregion: In den südlichen Gebieten, insbesondere in Alpennähe, ist ein frühzeitiger Wechsel auf Winterreifen ratsam, da hier oft schon im Oktober mit winterlichen Bedingungen zu rechnen ist.
  4. Großstädte: In urbanen Gebieten kann die Temperatur aufgrund des Wärmeinseleffekts etwas höher sein als im Umland. Dennoch sollte man auch hier rechtzeitig wechseln, da plötzliche Wetterumschwünge möglich sind.

Gesetzliche Vorgaben

In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, dass bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte Winterreifen oder Ganzjahresreifen mit dem Alpine-Symbol (Schneeflocke) vorgeschrieben sind.

Wichtig: Ein Verstoß gegen diese Regelung kann mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet werden. Bei einer Behinderung des Verkehrs aufgrund ungeeigneter Bereifung erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro und einen Punkt.

Planung des Reifenwechsels

Um den optimalen Zeitpunkt für den Reifenwechsel nicht zu verpassen, empfiehlt es sich, proaktiv zu planen:

  1. Wetterbericht beobachten: Achten Sie auf langfristige Wettervorhersagen und Temperaturtrends in Ihrer Region.
  2. Terminvereinbarung: Planen Sie den Wechsel rechtzeitig und vereinbaren Sie einen Termin in einer Werkstatt. In der Hochsaison können die Wartezeiten lang sein.
  3. Reifenzustand prüfen: Überprüfen Sie den Zustand Ihrer Winterreifen. Sind sie noch in einem guten Zustand oder müssen sie ersetzt werden?
  4. Selbst wechseln oder Werkstatt: Entscheiden Sie, ob Sie die Reifen selbst wechseln können oder ob Sie dafür eine Werkstatt aufsuchen möchten.
  5. Einlagerung: Planen Sie, wo Sie die nicht benötigten Reifen lagern werden. Viele Werkstätten bieten einen Einlagerungsservice an.

Die Bedeutung der richtigen Bereifung

Die Wahl der richtigen Reifen für die jeweilige Jahreszeit ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit im Straßenverkehr. Hier eine Übersicht der wichtigsten Aspekte:

AspektSommerreifenWinterreifen
TemperaturbereichOptimal über 7°COptimal unter 7°C
GummimischungHärterWeicher
ProfilWeniger LamellenMehr Lamellen für besseren Grip
Aquaplaning-VerhaltenBesser bei warmen TemperaturenBesser bei kalten Temperaturen
Bremswege auf SchneeLängerKürzer
KraftstoffverbrauchGeringer bei warmen TemperaturenGeringer bei kalten Temperaturen

Der richtige Umgang mit Winterreifen

Um die Lebensdauer und Leistungsfähigkeit Ihrer Winterreifen zu maximieren, sollten Sie folgende Punkte beachten:

  1. Richtige Lagerung: Lagern Sie Ihre Winterreifen kühl, trocken und dunkel. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Kontakt mit Öl oder Chemikalien.
  2. Regelmäßige Kontrolle: Überprüfen Sie regelmäßig den Luftdruck und die Profiltiefe Ihrer Reifen. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 mm, für Winterreifen werden jedoch mindestens 4 mm empfohlen.
  3. Einfahrzeit beachten: Neue Winterreifen benötigen eine kurze Einfahrzeit. Fahren Sie in den ersten 200-300 Kilometern besonders vorsichtig und vermeiden Sie starke Beschleunigungen oder Bremsmanöver.
  4. Reifenalter beachten: Auch wenn die Profiltiefe noch ausreichend ist, sollten Winterreifen nicht älter als 6-8 Jahre sein, da die Gummimischung mit der Zeit an Elastizität verliert.
  5. Richtige Montage: Achten Sie bei der Montage auf die Laufrichtung der Reifen. Einige Winterreifen sind laufrichtungsgebunden und müssen entsprechend montiert werden.

Ganzjahresreifen als Alternative?

Ganzjahresreifen stellen für manche Autofahrer eine attraktive Alternative zu saisonalen Reifenwechseln dar. Sie sind ein Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen und können in vielen Situationen eine akzeptable Leistung bieten. Allerdings haben sie auch ihre Grenzen:

Vorteile von Ganzjahresreifen:

  • Kein saisonaler Reifenwechsel nötig
  • Kosteneinsparung bei Anschaffung und Lagerung
  • Ausreichende Leistung bei milden Winterbedingungen

Nachteile von Ganzjahresreifen:

  • Kompromiss in der Leistung: Nicht so gut wie Sommerreifen im Sommer und nicht so gut wie Winterreifen im Winter
  • Bei extremen Wetterbedingungen weniger sicher
  • Möglicherweise höherer Kraftstoffverbrauch

Empfehlung: Ganzjahresreifen können für Autofahrer in Regionen mit milden Wintern und für Wenigfahrer eine Option sein. Für Vielfahrer und in Regionen mit strengen Wintern sind separate Sommer- und Winterreifen jedoch die bessere Wahl.

Innovative Technologien im Bereich Winterreifen

Die Reifentechnologie entwickelt sich ständig weiter, um die Sicherheit und Leistung von Winterreifen zu verbessern:

  1. Neue Gummimischungen: Hersteller arbeiten an innovativen Gummimischungen, die auch bei sehr niedrigen Temperaturen flexibel bleiben und gleichzeitig eine lange Lebensdauer aufweisen.
  2. Verbesserte Profildesigns: Moderne Winterreifen verfügen über ausgeklügelte Profildesigns, die Wasser und Schnee effektiv verdrängen und so die Aquaplaning-Gefahr reduzieren.
  3. Selbstreparierende Reifen: Einige Hersteller entwickeln Reifen mit selbstreparierenden Eigenschaften, die kleine Einstiche oder Schnitte automatisch abdichten können.
  4. Intelligente Reifensensoren: Fortschrittliche Sensoren können den Reifendruck, die Temperatur und sogar den Verschleiß in Echtzeit überwachen und dem Fahrer wichtige Informationen liefern.
  5. Umweltfreundliche Materialien: Es gibt Bestrebungen, nachhaltigere Materialien für die Reifenherstellung zu verwenden, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Diese Innovationen tragen dazu bei, die Sicherheit und Leistung von Winterreifen kontinuierlich zu verbessern und machen den rechtzeitigen Wechsel auf Winterreifen noch wichtiger.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Kann ich ganzjährig mit Winterreifen fahren?

Obwohl es technisch möglich ist, ganzjährig mit Winterreifen zu fahren, wird dies nicht empfohlen. Winterreifen sind für kalte Temperaturen optimiert und weisen bei warmen Temperaturen erhebliche Nachteile auf:

  • Erhöhter Kraftstoffverbrauch
  • Längere Bremswege auf trockener Straße
  • Schnellerer Verschleiß
  • Vermindertes Handling und Fahrstabilität

Empfehlung: Wechseln Sie im Frühjahr wieder auf Sommerreifen, um von den Vorteilen beider Reifentypen zu profitieren und die Sicherheit sowie Effizienz Ihres Fahrzeugs zu optimieren.

2. Wie lange halten Winterreifen?

Die Lebensdauer von Winterreifen hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Fahrleistung
  • Fahrstil
  • Straßenbedingungen
  • Qualität der Reifen
  • Richtige Wartung und Lagerung

Im Durchschnitt halten qualitativ hochwertige Winterreifen bei normaler Nutzung etwa 30.000 bis 40.000 Kilometer oder 4-5 Winter. Es ist jedoch wichtig, regelmäßig die Profiltiefe zu überprüfen und die Reifen gegebenenfalls früher zu ersetzen.

3. Wie lagere ich meine Sommerreifen im Winter richtig?

Die richtige Lagerung Ihrer Sommerreifen im Winter ist wichtig, um ihre Lebensdauer zu verlängern:

  1. Reinigen Sie die Reifen gründlich vor der Einlagerung.
  2. Lagern Sie die Reifen an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort.
  3. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Kontakt mit Öl oder Chemikalien.
  4. Lagern Sie die Reifen stehend oder hängend, nicht gestapelt.
  5. Verwenden Sie spezielle Reifensäcke oder -hüllen zum Schutz.
  6. Drehen Sie die Reifen gelegentlich, um Druckstellen zu vermeiden.

4. Sind Ganzjahresreifen eine gute Alternative zu Winterreifen?

Ganzjahresreifen können in bestimmten Situationen eine Alternative zu separaten Sommer- und Winterreifen sein, haben aber auch ihre Grenzen:

AspektGanzjahresreifenSeparate Sommer- und Winterreifen
Leistung im SommerGut, aber nicht optimalOptimal
Leistung im WinterAusreichend bei milden BedingungenOptimal bei allen Winterbedingungen
KostenGeringer (nur ein Satz Reifen)Höher (zwei Sätze Reifen)
ReifenwechselNicht nötigZweimal jährlich
LagerungKeine zusätzliche Lagerung nötigLagerplatz für nicht genutzte Reifen erforderlich
KraftstoffverbrauchMöglicherweise höherOptimal in der jeweiligen Saison

Fazit: Ganzjahresreifen können für Autofahrer in Regionen mit milden Wintern und für Wenigfahrer eine Option sein. Für optimale Sicherheit und Leistung in allen Wetterbedingungen sind jedoch separate Sommer- und Winterreifen die bessere Wahl.

5. Was bedeutet das Alpine-Symbol auf Reifen?

Das Alpine-Symbol (auch Schneeflocken-Symbol genannt) auf einem Reifen zeigt an, dass es sich um einen für Winterbedingungen geeigneten Reifen handelt. Reifen mit diesem Symbol erfüllen die gesetzlichen Anforderungen für Winterreifen in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern.

Wichtig zu wissen:

  • Seit 2018 müssen alle neu produzierten Winterreifen dieses Symbol tragen.
  • Ältere Winterreifen mit M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) dürfen noch bis zum 30. September 2024 als Winterreifen genutzt werden.
  • Ab dem 1. Oktober 2024 gelten nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol als Winterreifen.

6. Wie erkenne ich, dass meine Winterreifen ersetzt werden müssen?

Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass Ihre Winterreifen ersetzt werden sollten:

  1. Profiltiefe: Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 mm. Für Winterreifen werden jedoch mindestens 4 mm empfohlen. Viele Reifen haben eingebaute Verschleißanzeiger, die sichtbar werden, wenn die Profiltiefe zu gering wird.
  2. Alter: Auch wenn die Profiltiefe noch ausreichend ist, sollten Winterreifen nicht älter als 6-8 Jahre sein. Das Produktionsdatum finden Sie auf der Reifenflanke.
  3. Ungleichmäßiger Verschleiß: Wenn die Reifen an bestimmten Stellen stärker abgenutzt sind, kann dies auf Probleme mit der Radaufhängung oder Ausrichtung hindeuten.
  4. Beschädigungen: Risse, Beulen oder eingefahrene Gegenstände können die Sicherheit beeinträchtigen und erfordern oft den Austausch des Reifens.
  5. Vibrationen: Wenn Sie beim Fahren ungewöhnliche Vibrationen spüren, könnte dies auf ungleichmäßig abgenutzte oder beschädigte Reifen hindeuten.

Tipp: Lassen Sie Ihre Reifen regelmäßig von einem Fachmann überprüfen, insbesondere vor dem saisonalen Wechsel.

7. Kann ich Winterreifen selbst wechseln?

Grundsätzlich ist es möglich, Winterreifen selbst zu wechseln, wenn Sie über das nötige Werkzeug und Wissen verfügen. Allerdings gibt es einige Punkte zu beachten:

Voraussetzungen für den Selbstwechsel:

  • Wagenheber
  • Drehmomentschlüssel
  • Radkreuz oder passender Schraubenschlüssel
  • Ausreichend Platz und eine ebene Fläche
  • Grundlegende mechanische Kenntnisse

Vorteile des Selbstwechsels:

  • Kosteneinsparung
  • Flexibilität beim Zeitpunkt des Wechsels
  • Möglichkeit, den Zustand der Reifen und Bremsen selbst zu überprüfen

Nachteile des Selbstwechsels:

  • Risiko von Fehlern bei der Montage
  • Keine professionelle Überprüfung der Reifen und des Fahrwerks
  • Aufwand für Lagerung und Transport der Reifen

Empfehlung: Wenn Sie sich unsicher sind oder nicht über die notwendige Ausrüstung verfügen, ist es ratsam, den Reifenwechsel von einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen. Dies gewährleistet eine korrekte Montage und bietet die Möglichkeit einer professionellen Überprüfung Ihres Fahrzeugs.

Der rechtzeitige Wechsel auf Winterreifen ist ein wichtiger Aspekt der Fahrzeugsicherheit und -wartung. Durch die Beachtung der Wetterbedingungen, der gesetzlichen Vorgaben und der Empfehlungen von Experten können Sie sicherstellen, dass Ihr Fahrzeug optimal für die kalte Jahreszeit gerüstet ist. Denken Sie daran: Gut vorbereitet zu sein, bedeutet nicht nur Sicherheit für Sie selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer. Mit den richtigen Reifen und der richtigen Einstellung können Sie den Winter gelassen und sicher angehen.

Wie? Wann? – Fragen und Antworten

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